

Ein Brief an die LRS Warendorf
Sehr geehrte Frau Schmitt-Rimkus,
sehr geehrter Herr Peter Borggreve,
am 17.11.2011 hatte ich die Möglichkeit, das Landesgestüt Warendorf zu besichtigen.
Im vorhergehenden Telefonat mit der Zentrale des Landesgestütes wurde mir gesagt, wenn ich Glück hätte könnte ich den Reitern in den Reithallen und auf den - plätzen zuschauen. Ich hatte Glück, ich kam pünktlich nach der Mittagspause, gemeinsam mit den Bereitern auf die schöne Anlage. Ein Blick durch die Stallgassen verriet mir, ich hatte großes zu erwarten. Pferde höchster Qualität in den Boxen – das muss was werden – hab ich mir gedacht. Ich selbst bin in der Ausbildung von Pferd und Reiter tätig. Ich habe viele Reha-Pferde bei mir, die ich aufbaue bis sie wieder geritten und in den Sport gehen können. Oft werde ich gefragt ob ich einen Trainerschein habe, oder ob ich gar Bereiter gelernt habe. Leider muss ich immer verneinen. Ich habe weder eine offizielle Trainer Lizenz noch habe ich den Beruf des Bereiters gelernt. Das war auch eines meiner Anliegen. Für mich war es an der Zeit zu sehen, wo man einen Trainerschein machen kann! Warendorf schien die richtige Adresse zu sein. Was ich in diesen 3 Stunden sehen durfte, übertraf meine Vorstellung bei weitem.
Gerade in Zeiten in denen ein bekannter Tierarzt und Berufsreiter durch ganz Deutschland reist, immer wieder und wieder predigt was es bedeutet Pferde nicht auszubilden sondern abzurichten, ist es für mich unfassbar was in Ihren Hallen, vor den Augen der Öffentlichkeit passiert ! Rollkur heißt die Ausbildungsmethode Ihrer Wahl. Alle Pferde die geritten wurden , waren durch das „runter riegeln“ ihrer sogenannten Bereiter zu tief eingestellt. Die Nase vor der Brust – der Rücken weg – die Hinterhand hinter her. Zähneknirschen und Schlauchgeräusche als normale Geräuschkulisse, bei fast allen Pferden.
Von Vorgriff der Hinterhand, vom Anheben der Vorderhand, oder gar von Leichtfüßigkeit war hier keine Rede mehr.
Ein 5 jähriges Pferd das sich heftig wehrte und die Zunge weit herausstreckte wurde von der Reitlehrerin belächelt und als schwierig diagnostiziert. Dem Reiter wurde empfohlen mal richtig dran zu sitzen und die Hand zuzumachen bis das Pferd endlich loslässt. Der Reiter wurde, trotz seiner desolaten Handfehler nicht korrigiert. Die Fehler des Reiters wurden gänzlich ignoriert, dafür wurde das junge Pferd aber „ordentlich angepackt“ – „der wird noch“ hat die Reitlehrerin grinsend zu mir gesagt ! Ein großrahmiger Fuchs wurde in der anderen Halle geritten, während die Jugend den Hufschlag herrichtete, eine Aufsichtsperson war auch dabei. Der Fuchs wurde derart tief eingestellt und somit verspannt, das er sogar im Schritt Schwebetritte entwickelte und diese dann lateral vorschob bis hin zum Pass. Die Vorderbeine des Fuchses hoben sich im Vorgriff so abnormal, das ich überlegte ob in Warendorf schon Spanischer Schritt mit Rollkur-Kombination geritten wird.
Als die Aufsichtsperson meine vollkommen entgleisten Gesichtszüge sah, wendete er sich zu den Azubis und sagt: „Wenn ihr mal nen schwierigen Bock habt, gebt den an den (Bereiter), der macht sie alle Rund“, dann schaute er mich an, grinst und sagte : „das sind die Basics“
Ich konnte meinen Ohren nicht glauben – schwebende Pass-Tritte auf eingerolltem Pferd sind die Basics der Landesreitschule Warendorf?
Mein katastrophales Bild – der führenden Landesreitschule als Ausbilder der Berufsreiter und Trainer- wurde abgerundet, bei einem letzten traurigen Gang durch die Stallgasse. Ein dampfender Hengst, der auf der Galoppbahn, nennen wir es abgaloppiert, wurde – stand tropfend nass mit stark erhöhter Atemfrequenz in der Box. Man könnte auch sagen er hat händeringend nach Luft gejapst. Reitet man in Warendorf nicht mehr trocken? Ist man in der Landesreitschule schon so professionell das man Schritt- bzw. Passreiten nicht mehr nötig hat? Ich belasse die Beschreibung meiner Eindrücke über Ihre Ausbildungsmethoden dabei, es würde den Rahmen sprengen. Diese Art und Weise mit den Pferden umzugehen hat mir fast das Herz gebrochen! Die Ausdrucksform wie sich die Bereiter über die „Böcke“ unterhalten haben hat mir den Rest gegeben.
Abschließend muss ich eins sagen. Ich bin sehr froh dass ich bei Ihnen vor Ort war um mir einen persönlichen Eindruck erlauben zu können. Mit Stolz werde ich in Zukunft sagen dass ich weder Bereiter gelernt habe noch eine Trainerlizenz besitze.
Ich möchte kein Mitglied dieser Reitkultur sein.
Bei Lichte betrachtet müsste, wenn die vorher beschriebene Art zu Reiten als Leitfaden für die Deutsche Reiterei dient, das Reiten von Pferden wegen Tierschutzwidrigkeit verboten werden! In den 3 Stunden in den ich vor Ort war wurde nicht ein taktreines losgelassenes Pferd wurde auf der Anlage des Warendorfer Landesgestüts präsentiert- kein Takt keine Losgelassenheit – mehr muss man von Reiter zu Reiter wohl nicht sagen.
Die Frage die sich mir ernsthaft stellt ist:
Weiß bei Ihnen noch ein Reiter warum er als Kind angefangen hat zu reiten – was sein Traum vom Reiten war und wie sehr er die Pferde liebte?
Ich hoffe aus ganzem Herzen das Sie sich dieses Schreiben, von einem Freizeitreiter wie mir, zu Herzen nehmen, denn ich bin es leid, ständig Reha-Pferde wieder aufzubauen, die genau an dieser Art und Weise und an den viel zu hohen Ansprüchen zu Grunde gegangen sind!
Über eine Stellungnahme Ihrerseits wäre ich dankbar.
Kopien des Schreibens werde ich zur Kenntnisnahme an entsprechende Stellen weiterleiten.
Mit hoffnungsvollen Grüßen
Karin Weber